Das Wort Revolution zählt zum Stammvokabular der Golfschlägerhersteller. Fast immer ist ein neues Modell ein bahnbrechender Schritt nach vorne. In dessen Schatten erscheint das bisherige Nonplusultra wie alter Krempel, der das Spiel eher hemmt als unterstützt. Beim L.A.B.-Putter ist das nun wieder schön zu beobachten.
L.A.B steht für lie angle balanced
L.A.B. steht für „lie angle balanced“. Der Schläger ist also entlang der Schaftachse ausgewuchtet. Glaubt man der Firma aus dem amerikanischen Bundesstaat Oregon, läuten ihre Putter eine neue Ära auf den Grüns ein. Herkömmliche Modelle – egal ob Blade-, Half-Mallet oder Mallet-Putter – waren bisher entweder „face-balanced“ oder „toe-balanced“ oder etwas dazwischen. Heißt: Balanciert man den Putterschaft waagerecht vor sich, richtet sich die Schlagfläche entweder gerade nach oben aus oder eben die Hacke, während das Schlägerblatt senkrecht oder schräg nach unten hängt.
„Face-balanced Putter sind super, wenn man in den Himmel putten möchte“, sagt Sam Hahn von LAB Golf in einem Präsentationsvideo mit trockenem Humor. In einer normalen Spielsituation, also einer Puttbewegung am Boden, würden sich aber „face-balanced“ und „toe-balanced“-Putter entsprechend ihrer Gewichtung verdrehen. Den Schlägern wohne gewissermaßen ein Eigenleben inne. Beim Ausholen öffnet sich die Schlagfläche, egal ob face-balanced oder toe-balanced. Beim Abschwung zum Ball wiederum schließt sich das toe-balanced-Modell, während sich das face-balanced-Modell erneut öffnet.
„Dieses Verdrehen musste bisher bei der Puttbewegung kompensiert werden“, erklärt Alexander Schmidt, Verkaufsleiter von Golf Götze in Weiterstadt. Insofern seien die neuen L.A.B.-Putter tatsächliche eine Revolution. Denn sie kämen ohne das störende Drehmoment der herkömmlichen Modelle daher. „Das Gewicht der L.A.B.-Putterköpfe ist so ausbalanciert, dass die Schlagfläche sich im Schwung nicht verdreht, sondern immer square zum Ziel bleibt“, so der ausgebildete PGA-Assistant.
Schmidts Kollege Paul Windecker hat einen „Revealer“ gebaut, den auch L.A.B.-Gründer Sam Hahn benutzt, um die neue Technologie vorzuführen. Aufgehängt in diesem kleinen Gestell, aber frei baumelnd, bleibt der Schlägerkopf des L.A.B.-Putters im Schwung tatsächlich vollkommen stabil in Position. „Der Putter erfordert keine Gegenbewegung durch den Spieler mehr“, betont Windecker, der immerhin selbst diplomierter Maschinenbauer ist. L.A.B.-Putter gibt es dabei in verschiedenen Formen: DF3 (Mallet), Mezz.1 (Half-Mallet) und Link.1 (Blade) kosten in der Standard-Ausführung jeweils 599 Euro.
Auch Odyssey und PXG haben „Zero Torque“-Modelle
Die Technologie der L.A.B.-Putter wird gemeinhin auch „Zero Torque“ genannt, null Drehmoment. Auch andere Hersteller wie PXG (Allan, ab 549 Euro) und Odyssey (Square 2 Square, 299 Euro) haben schon Modelle am Markt. Allerdings gilt LAB Golf nicht nur als Vorreiter der neuen Putter-Bauart. „Die Schlägertester von Club Champion aus den USA haben den PXG Allan und den L.A.B DF3 jüngst in ihrem Putting-Studio mittels Radarmessung miteinander verglichen und kommen zu dem Schluss, dass das PXG-Modell nicht wirklich torqueless ist“, berichtet Paul Windecker. Die Rotation des Schlägerkopfes ist laut der Werte von Club Champion doppelt so stark wie beim L.A.B.-Putter. Der Square 2 Square von Odyssey (299 Euro) schneidet in dieser Hinsicht noch etwas schlechter ab.
Das führt zu der Frage: Warum gelingt es LAB Golf so gut, das Drehmoment auszuschalten? Einerseits ist der Schaft mittig hinter der Schlagfläche verbaut. Das gilt allerdings auch für die Modelle von PXG und Odessey. Die Schlägerköpfe der L.A.B.-Putter sind andererseits – je nach Modell – mit bis zu 16 Schrauben ausgestattet, die eine genaue Ausbalancierung der Schläger ermöglichen. „Bei LAB Golf trifft das Wort Manufaktur wirklich zu“, sagt Alexander Schmidt von Golf Götze.
Im Megastore in Weiterstadt hat der Fachhändler nicht nur die Standard-Modelle (Lie-Angle 69 Grad, Schaftlänge 33, 34 oder 35 Zoll), sondern auch ein Fitting-Set für eine vollständige Anpassung des Putters an den Spieler. Bei den sogenannten Custom-Modellen lassen sich ein Lie-Angle zwischen 62 und 79.5 Grad, die Schaftlänge, der Griff, eine von acht Farben und eines von fast 50 verschiedenen Linien-Designs auf dem Schlägerkopf wählen. „Die Schläger werden dann individuell in den USA gefertigt, weshalb die Lieferzeit zwischen sechs und acht Wochen beträgt“, erklärt Alexander Schmidt. Inklusive Versand, Zoll und Einfuhrumsatzsteuer kostet ein gefitteter L.A.B.-Putter bei Golf Götze 749 Euro. Wer neben dem Torque auch den Spine, also die Verwringung des Schaftes im Schwung, ausschalten will, bekommt seinen L.A.B.-Putter auch mit einem TPT-Schaft für 1149 Euro.
„Erst einmal an L.A.B.-Putter gewöhnen“
Erst seit kurzem wird der Fachhändler mit Hauptsitz in Weiterstadt überhaupt von LAB Golf beliefert. Anfragen habe es laut Schmidt sogar schon aus Luxemburg gegeben. „L.A.B.-Putter sind nicht günstig, aber der Putter ist auch der Schläger, den man auf dem Platz am häufigsten einsetzt“, relativiert er.
„Wieso wollen wir so hart daran arbeiten, den Putter zu kontrollieren?“, gibt LAB Golf-Chef Sam Hahn in seinem Produktvideo zu bedenken. Die vom ihm entwickelten Putter ermöglichten es, sich statt auf die Bewegung nun allein auf das Ziel zu konzentrieren. Klingt so einfach. Paul Windecker von Golf Götze sagt fairerweise dazu: „Technisch muss man sich an die L.A.B.-Putter erst einmal gewöhnen, weil man bisher gewohnt war, gegen das Drehmoment des Putters anzuarbeiten.“ Er empfehle dabei einen simplen Trick: Beim Putten die Daumen nicht um den Griff herumlegen, sondern einfach den Schläger machen lassen.