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Königstein hatte einst einen eigenen Golfplatz

In Königstein im Taunus gab es einen 9-Loch-Golfplatz. Der Erste Weltkrieg bedeutet jedoch sein Ende. Eine zufällig gefundene Karte zeigt, wie der Platz aussah und wie er erweitert werden sollte.

Kartenausschnitt vom Golfplatz Königstein
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Es kommt nicht häufig vor, dass in Deutschland die Existenz eines ehemaligen Golfplatzes durch einen eher zufälligen Archivfund nachgewiesen wird. So geschehen ist es aber Anfang 2024, als Dr. Alexandra König im Stadtarchiv Königstein fündig wurde und den Plan eines 18-Loch-Golfplatzes aus dem Jahr 1913 ans Tageslicht brachte. Allerdings lässt die aufgefundene Zeichnung vermuten, dass seinerzeit erst neun Bahnen realisiert worden waren und es sich bei der anderen Hälfte des Platzes nur um eine Projektierung handelt. Es ist nicht überliefert, ob der Golfplatz in Königstein vor Kriegsbeginn 1914 noch abgebaut wurde.

Der ursprünglich angelegte 9-Loch-Platz lag „auf dem Schmittröder“ direkt neben dem Restaurant Billtalhöhe, dessen Gebäude heute noch existiert und welches damals auch als Clubhaus fungierte. Sogar der New York Herald (USA) brachte damals einen Bericht über diesen Königsteiner Golfplatz, südlich der Limburger Straße, der heutigen B8. Die Existenz des Platzes wird u.a. auch im schottischen Golfers Handbook 1911 und 1914 nachgewiesen. Radierspuren lassen darauf schließen, dass der Bahnenverlauf in der Planung geändert wurde. Die kürzeste Bahn maß letztlich 140 Meter, die längste 400.

Die Stadt Königstein veranlasste den Bau des Golfplatzes

Wie Archivarin Dr. Alexandra König berichtet, entstand der Platz wie in anderen Kurorten auch auf Veranlassung der Stadt bzw. Kurkommission und unter Mitwirkung eines Hoteliers, der ebenfalls Mitglied der Kommission war. Auf eine Anfrage des Golf Club Kitzeberg in Kiel erwiderte der Königsteiner Bürgermeister am 29. Januar 1909, dass der Platz angelegt und ein Berufsspieler (Pro) noch nicht engagiert ist, wie König weiter aus dem Stadtarchiv berichtet.

In einem Werbeschreiben aus der damaligen Zeit heißt es: „Der Platz besteht aus einer Anzahl von grasreichen Abhängen und ist auf jeder Seite umgeben von prachtvollen Waldungen. Er ist den ganzen Sommer hindurch weich und grün… Der Platz selbst ist, von der Stadt Königstein zur Verfügung gestellt, angelegt worden unter der Aufsicht eines erfahrenen Golf-Spielers, der sehr entzückt war von den possibilities of the ground.“ Auch ein kleiner Damengolfplatz wird erwähnt. 

1913 wurde offenbar eine Erweiterung des Platzes geplant

Vermutlich waren die Besucherzahlen auf dem Golfplatz so ansprechend, dass 1913 an eine Erweiterung des Platzes nördlich der Limburger Straße gedacht wurde, so wie es der gefundene Plan vermuten lässt. Gemäß des aufgefundenen, etwas 50 mal 50 Zentimeter großen, Planes war für die Erweiterung des Golfplatzes eine Fläche von 23 Hektar vorgesehen, sodass sich der 18-Loch-Platz dann auf eine Fläche von insgesamt 49 Hektar erstreckt hätte – zu dieser Zeit eine durchaus übliche Größe.

Golf gespielt wurde in der näheren Umgebung, im Kurpark von Bad Homburg, bereits seit 1889. Dem Autor dieser Zeilen sind im Laufe von 25 Jahren golfhistorischer Recherche schon früher so manche Hinweise auf Golfplätze in Kronberg, Bad Schwalbach (bis 1927 Langenschwalbach) und eben Königstein vor dem Ersten Weltkrieg untergekommen. Ein heute noch existierendes Café im Golfhaus Bad Schwalbach erinnert an den bis etwa 1930 dort existierenden 9-Lochplatz. Der erste Wiesbadener Golfclub war zwischenzeitlich untergegangen und 1907 neu gegründet worden. Auch in Kronberg spielten britische Besucher bereits vor 1914 im Schlosspark, in etwa dort wo sich die heutigen Löcher 6 bis 10 des 1954 eröffneten, heutigen Kronberger Golfplatzes befinden.

Die Königsteiner Grüns waren quadratisch

Der 9-Loch-Golfplatz von Königstein dürfte dagegen kaum einem Golfer in der Rhein-Main-Region ein Begriff gewesen sein. Dabei berichtete damals sogar die Zeitschrift Lawn-Tennis und Golf in seiner Ausgabe Nr. 18, 1908 berichtete: „Ein neuer Golfplatz ist in Königstein i. Taunus im Entstehen begriffen. Herr Bürgermeister Jacobs hat sich der Sache mit warmem Interesse angenommen und ist eifrig bemüht, den Platz ehemöglichst fertig zu stellen.“

Ganz typisch für diese Zeit, zeigt der Plan die Grüns als quadratische bzw. rechteckige Flächen, so wie dies durchaus bis 1914 noch international üblich war. Leider ist nicht überliefert, welcher Golfplatzarchitekt oder Berufsgolfer sich für das Layout dieses Platzes auszeichnet. So ist der unlängst aufgefundene Plan ein Beleg des damals in Deutschland noch jungen Golfsports.

Der Deutsche Golf Verband (DGV) zählte zu dieser Zeit 16 Mitgliederclubs. Hinzu kamen noch die Plätze der Kurorte Bad Nauheim, Bad Wildungen, Königstein und Langenschwalbach, insgesamt also nur 20 Golfplätze und etwa 1.300 registrierte Golfer. Die tatsächliche Zahl der Golfer dürfte aber deutlich niedriger gewesen sein, da viele der damaligen Golfer in mehreren Clubs Mitglied waren und der DGV diese Doppelmitgliedschaften nicht abglich.

Den Golfplatz in Königstein ereilte letztlich ein Schicksal, das auch manch andere Golfanlagen traf. Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges blieben die angelsächsischen Kurgäste als Besucher aus. Die Golfplätze in Königstein, Bad Nauheim und Bad Wildungen blieben geschlossen. Die beiden letzteren konnten – anders als Königstein – in den 1920er Jahren bzw. 1930 wieder eröffnet werden.

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