StartNewsChristian und Sabine Zipf: Aus guten wie aus schlechten Lagen

Christian und Sabine Zipf: Aus guten wie aus schlechten Lagen

Keiner hat so oft den Hessischen Ehepaar-Vierer gewonnen wie Christian und Sabine Zipf. 14 Titel sind imposant – und nicht ganz ohne Augenrollen und Vergeben zustande gekommen.

Christian und Sabine Zipf, die Rekordsieger beim Ehepaar-Vierer des HGV zuhause in Gelnhausen
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Das Unterfangen ist alles andere als trivial. Wenn Liebe und sportlicher Erwartungsdruck aufeinandertreffen, kommt es auf dem Golfplatz bisweilen zu hochemotionalen Gemengelagen. Talentierte Kinder können ein Lied davon singen. Wenn ihre Eltern sie nicht nur als Caddie, sondern auch mit gutgemeinten Ratschlägen über die Runde begleiten, dann goutiert der Score das nicht per se.

2001 gewannen die Zipfs zum ersten Mal den Ehepaar-Vierer des HGV

Wie muss das erst sein, wenn Waffengleichheit herrscht? Wenn ein erwachsenes Liebespaar im Team gemeinsam um den Sieg ringt – und dabei unweigerlich mit den Schwächen und Fehlern des jeweils anderen? Christian und Sabine Zipf meistern diese Herausforderung wie kein zweites Ehepaar in der Rhein-Main-Region. 14 mal schon hat das Paar aus Gelnhausen den jährlichen Ehepaar-Vierer des Hessischen Golfverbandes (HGV) für sich entschieden. Zum ersten Mal 2001 in Jossgrund, zuletzt 2022 im Golf Club Spessart, wo beide einst angefangen haben, Golf zu spielen.

„Letztes Jahr konnten wir leider nicht mitspielen, weil wir zu einer Hochzeit in der Schweiz eingeladen waren“, erzählt Sabine Zipf. Die Zeiten ändern sich. „Früher haben wir Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um beim Ehepaar-Vierer dabei zu sein“, gesteht Christian Zipf. Die Veranstaltung werde von vielen eher als gesellschaftliches Event gesehen, ist seine Beobachtung. Wenn die Zipfs mitmischen, wird aber in der Regel hochkarätiges Golf geboten. Den Sieg gibt es dann nicht geschenkt. Eins über Par war das Ergebnis beim jüngsten Triumph der Familie Zipf.

„Paare, bei denen der Mann die Frau kaputtcoacht“

Der Spediteur (Handicap 2,8) und die Immobilienmaklerin (4,0) haben ihren ganz eigenen Modus operandi, wenn sie als Team auf die Runde gehen. Sabine schlägt nach Möglichkeiten an den Par-5-Bahnen ab. Die schwierigsten Schläge zum Grün sind idealerweise Christians Sache. „Ihre Putts und meine Eisen sind eine gute Kombination“, sagt Christian Zipf. Zusammen die Puttlinie lesen, das machen sie indes nicht mehr. Es sei denn, der andere bittet darum. „Es gibt Paare, bei denen der Mann die Frau kaputtcoacht“, berichtet Sabine Zipf. „Das gibt es bei uns nicht.“ Jeder dürfe sein Ding machen. Schließlich könnten sie es ja auch alleine. Christian ist seit 2006 HGV-Sportwart, Kapitän der AK50-Mannschaft im Frankfurter Golf Club, Sabine Kapitänin der Zweitliga-Damen des Golf-Club Neuhof und amtierende Deutsche Mannschaftsmeisterin der AK30.

„Unser Vorteil ist sicher, dass wir gemeinsam begonnen haben, Golf zu spielen“, sagt Sabine. In den Flitterwochen auf Jamaika sei das gewesen, 1992. Im selben Jahr hätten sie, die immer Tennis gespielt habe, und Christian, ein ambitionierter Handballer, ihre Platzreife im Golf Club Spessart gemacht. „Wir spielen aus sportlichen Gründen Golf und haben uns insbesondere in den ersten Jahren viele Duelle geliefert“, erinnert sich Sabine.

Kein Spielen ohne Zählen und Vergleich

Nur spielen, das habe es nicht gegeben. Immer sei auch gezählt und verglichen worden. Zählspiel, what else!? „Nach dem ersten Jahr hatte ich ein Handicap von 19 und Christian 25“, freut sich Sabine bis heute. Dass er sie in den Folgejahren überflügelt habe, schiebt sie auf die Geburt ihrer beiden Söhne. „Da hat mich Christian vorübergehend schachmatt gesetzt.“ Anders als viele Mütter habe sie aber nicht mit dem Golfspielen aufgehört, sondern sei bald wieder auf den Platz zurückgekehrt.

Was Christian und Sabine Zipf gleichermaßen auszeichnet und antreibt, ist ein großer sportlicher Ehrgeiz. Christian hat bis hoch in die Regionalliga Handball gespielt, Sabine viele Jahre lang Tennis in der Mannschaft. Wenn sie spielen, dann um zu gewinnen. „Christian erwartet Höchstleistung, von sich genauso wie von mir“, betont die 55-Jährige. Zuhause am Küchentisch in Gelnhausen, in Sichtweite der vielen Silberpreise und Dekovasen aus gemeinsamen Schlachten, sagt es sich dann ganz leicht: „Gewinnen wollen, verlieren können.“ Wie schwierig Letzteres im Eifer des Gefechts manchmal ist, wissen beide genau.

Nicht alle 14 Siege beim HGV-Ehepaar-Vierer seien ohne kurzzeitige Verstimmungen zustande gekommen. Er könne, wenn ihr ein Schlag missrate, auch mal mit den Augen rollen, verrät Sabine Zipf. Aus Selbstschutz schalte sie auf arrogant um, lasse seine Kritik nicht an sich heran und gebe Kontra. Zur Verteidigung haben beide die spektakulärsten Fehlschläge des jeweils anderen im Langzeitgedächtnis geparkt. Etwa den Ball in die Tanne in Kronberg oder den Luftschlag in Groß-Zimmern.

Trauspruch hilft beim Ehepaar-Vierer

„Am Ende sind wir mit unserem Trauspruch immer gut gefahren, der sagt, dass man sich nicht über den anderen erheben soll“, sagt Sabine Zipf. Keiner spiele absichtlich schlecht. Wozu dann die Versagensängste beim anderen zusätzlich schüren? Aus guten wie aus schlechten Lagen, könnte das Motto des Ehepaar-Vierers lauten. „Ich kann mit der vorübergehenden Emotionalität und Angespanntheit umgehen, weil ich ja auch merke, dass Christian vor Stolz platzt, wenn ich mal einen unmöglichen Putt loche“, sagt Sabine. Kein Zweifel, dass ihr Rekord-auch darauf basiert.

Ein Rekord, der in diesem Jahr noch weiter ausgebaut werden könnte. Aschaffenburg wird der Austragungsort des nächsten HGV-Ehepaar-Vierer sein. Der 15. Juni ist zufällig Christian Zipfs Geburtstag. Mit Geschenken an andere dürfte sich Familie Zipf diesmal also erst recht zurückhalten.

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