StartNewsRhein-Mains beste Golflöcher (1): Bahn 15 – Frankfurter Golf Club

Rhein-Mains beste Golflöcher (1): Bahn 15 – Frankfurter Golf Club

Golfplatzdesigner Hendrik Hilgert schreibt in unserer neuen Serie über die besten Golflöcher in der Rhein-Main-Region. Der Oberurseler beginnt mit Bahn 15 des Frankfurter Golf Clubs.

Die besten Golflöcher in der Rhein-Main-Region
Anzeige
  • Annette Kiebert Immobilien
  • Porsche Zentrum Aschaffenburg

Seit seiner Eröffnung im Jahr 1928 gilt der Platz des Frankfurter Golf Clubs als absoluter Top-Platz im Rhein-Main-Gebiet. Dies liegt vor allem daran, dass die Golfbahnen von einem der besten Golfplatzarchitekten aller Zeiten, dem Engländer Harry S. Colt, entworfen wurden. Einige der besten Plätze der Welt gehen auf Colt zurück, zum Beispiel Pine Valley in den USA, die Open-Plätze Muirfield und Portrush in Schottland und Irland sowie die beiden renommierten Heideplätze in Sunningdale bei London. Auch der für viele beste deutsche Golfplatz in Hamburg-Falkenstein ist ein Colt-Design.

Unverwechselbare Bahnen auf der Back-Nine

Der zweite Grund für die hohe Qualität des Platzes in Frankfurt ist die Tatsache, dass der Platz anders als die meisten Plätze in unserer Region auf sandigem Boden liegt. Deshalb ist der Platzzustand auch im Winter  meist hervorragend. Eine der großen Stärken von Harry S. Colt war es, aus dem vorhandenen Gelände stets das bestmögliche Layout zu schaffen. In Frankfurt ist ihm dies insbesondere auf den Back-Nine sehr gut gelungen. Während die ersten neun Bahnen durch eher flaches Gelände verlaufen, sind die zweiten neun Bahnen von deutlichen Höhenunterschieden geprägt. Colt hat diese Topographie für das Design vieler interessanter, schöner und unverwechselbarer Bahnen genutzt.

Nun zu meiner Lieblingsbahn auf dem Platz, der 15: Dieses Dogleg-Par 5 zählt zu den besten Golflöchern in der Rhein-Main-Region, denn es verkörpert viele Aspekte, die eine gute Golfbahn auszeichnen. Die Bahn ist spielerisch interessant, sie ist landschaftlich attraktiv und sie macht einfach Spaß. Außerdem ist die Bahn ein gutes Beispiel für die Design-Philosophie von Harry S. Colt. Der Brite war einer der ersten Golfplatzarchitekten, die sogenannte strategische Golfbahnen entworfen haben.

Die besten Golflöcher bieten mehrere Spiellinien

Golfplatz-Skizze von Harry S. Colt
A, B, C oder D: Strategisches Golfplatzdesign nach Harry S. Colt.

Bis 1900 wurden vor allem bestrafende Golfbahnen entworfen. Diese Bahnen hatten viele Hindernisse, durch die praktisch die alternativlose Spiellinie vom Tee zum Grün vorgegeben war. Im Unterschied dazu bieten strategische Golfbahnen dem Spieler mehrere alternative Spiellinien zur Fahne. Auf der von Colt gezeichneten Golfbahn (siehe schwarz-weiße Skizze) bieten sich dem Spieler gleich vier verschiedene Spiellinien. Es ist Aufgabe des Spielers, die verschiedenen Risiken und Chancen der alternativen Spielstrategien abzuwägen und sich dann für seine eigene Linie zu entscheiden.

Strategische Bahnen machen fast immer mehr Spaß als bestrafende Bahnen, denn der Spieler muss nicht nur gute Schläge ausführen, sondern er wird von der Bahn auch taktisch gefordert. Was das Design einer strategischen Bahn betrifft: Sie benötigt Breite und Asymmetrie. Je schmaler eine Bahn ist und je symmetrischer sie verteidigt ist, desto weniger Optionen hat der Spieler. Auf der Colt-Zeichnung beträgt die Gitterbreite 50 Yards. Man sieht also, dass Colt ein Fairway mit einer Breite von 60 bis 80 Meter entworfen hat. Viele Fairways sind heutzutage nicht breiter als 30 Meter. Wenn das der Fall ist, sind alternative Spiellinien praktisch ausgeschlossen.

Die Handschrift von Colt lässt sich an einigen Bahnen in Frankfurt erkennen, und insbesondere an der 15. Hier stechen besonders die folgenden Aspekte heraus und geben der Bahn ihre hohe Qualität:

Stärke 1: Strategische Optionen vom Abschlag

Auf dem Foto unten sieht man den Blick vom Tee. In circa 200 Metern Entfernung vom weißen und gelben Tee verläuft eine mehrere Meter hohe Geländekante in diagonaler Richtung zum Tee. Ein langer Drive über die Geländekante hinweg ist optimal, aber er erfordert einen langen, geraden Schlag und die Landezone ist vom Tee nicht einsehbar. Endet der Drive vor der Böschung, hat der Spieler für seinen zweiten Schlag zwar einen ebenen Stand, aber noch einen weiten Weg und keinen Blick auf die Landezone. Wenn es der Drive nicht ganz bis zur Oberkante der Böschung schafft, droht dem Spieler ein zweiter Schlag mit schwierigem Stand im Hang oder aus dem tiefen Bunker, der sich links in der Böschung befindet. Es ergeben sich also auf dem Tee verschiedene Abwägungen für den Spieler, die vor allem von der eigenen Schlaglänge, der Windrichtung und -stärke und dem eigenen Risikoappetit abhängen.

Stärke 2: Ein breiter Spielkorridor

Der Spielkorridor an der 15 ist relativ breit. Dies ist bei einem langen Dogleg besonders wichtig. Es ist wohltuend, dass der Spieler an der 15 genügend Breite hat, um sich für eine aggressivere, direktere Linie zum Grün oder für einen weiteren Weg über die linke Seite zu entscheiden.

Leider machen sehr viele Golfclubs den Fehler, Bäume in die Spielkorridore zu pflanzen oder dem Baumwachstum an den Waldgrenzen nicht entschieden entgegenzutreten. Wenn dem so ist, wird aus einer schönen Spielbahn irgendwann eine Bahn, die eng von Bäumen begrenzt ist und die dem Spieler keinerlei Alternativen mehr bietet. Im schlimmsten Fall wird die Schneise so eng, dass die Spieler den Spaß an der Bahn verlieren, weil zu viele Bälle links und rechts im Wald verlorengehen.

Stärke 3: Ein Grünkomplex mit verschiedenen Fahnenpositionen

Eine strategische Golfbahn sollte eine Vielzahl an unterschiedlichen Fahnenpositionen bieten. Dies ist an der 15 der Fall. Wie man auf dem untenstehenden Foto erkennt, ist die vordere Hälfte des Grüns nur leicht onduliert, aber sie wird von zwei Grünbunkern verteidigt. In der Mitte des Grüns befindet sich eine markante Stufe, so dass Fahnenpositionen auf dem hinteren Plateau nur schwer anzuspielen sind. Auch das macht die 15 des Frankfurter Golf Clubs zu einem der besten Golflöcher in Rhein-Main.

Als Golfplatz-Designer denken wir natürlich bei jeder Golfbahn darüber nach, ob man diese noch besser machen könnte. Bei der Bahn 15 wäre eine Verschiebung des weißen Tees nach hinten wünschenswert, denn für heutige Long-Hitter kommt die Geländekante überhaupt nicht mehr ins Spiel. Leider lässt sich die Bahn nicht dementsprechend verlängern. Für die heutigen Scratch-Spieler ist die Bahn also weniger strategisch und de facto ein anspruchsvolles Par 4, aber zum Glück hat die Bahn für 90 Prozent der Spieler immer noch die hohe Qualität des ursprünglichen Colt-Designs.

Über den Autoren

Hendrik Hilgert, Autor der Serie "Die besten Golflöcher in Rhein-Main"
Dr. Hendrik Hilgert. Foto: Privat

Dr. Hendrik Hilgert leitet das Kontinentaleuropa-Geschäft von Clayton, DeVries & Pont (CDP) Golf Architects, eines der weltweit führenden Büros für Golfarchitektur. Der ehemalige Investmentbanker betreut Projekte in Deutschland, Belgien, Schweiz, Frankreich, Spanien, Irland und Dänemark. Außerdem ist er für mehrere Neubauprojekte von CDP in Vietnam verantwortlich. Für Mitte Fairway schreibt Hilgert eine Serie über die besten Golflöcher in der Rhein-Main-Region. Sie erreichen Dr. Hendrik Hilgert unter der E-Mailadresse hendrikhilgert@cdpgolf.com

Anzeige
  • Annette Kiebert Immobilien
  • Porsche Zentrum Aschaffenburg
Anzeige
  • Annette Kiebert Immobilien
  • Porsche Zentrum Aschaffenburg

Angebote aus den Golfclubs