StartNewsRhein-Mains beste Golflöcher: Bahn 4 – Rheinblick Golf Course

Rhein-Mains beste Golflöcher: Bahn 4 – Rheinblick Golf Course

Golfplatzdesigner Hendrik Hilgert schreibt in unserer Serie über die besten Golflöcher in der Rhein-Main-Region. Dazu zählt für den Oberurseler Bahn 4 des Rheinblick Golf Course.

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Wenn Sie in der Rhein-Main-Region wohnen und den Rheinblick Golf Course in Wiesbaden noch nicht gespielt haben, sollten Sie das unbedingt bald nachholen. Der Platz hat eine wunderschöne, idyllische Lage mitten im Wald und ist aus meiner Sicht einer der interessantesten Golfplätze in unserer Region. Bahn 4 zählt sicher zu den besten Golflöchern in Rhein-Main. Aber zunächst zu den spannenden Hintergründen.

Der Rheinblick Golf Course wurde 1957 eröffnet

Im Sommer 1945 übernahmen die amerikanischen Streitkräfte die Kontrolle über viele Golfplätze in Deutschland, so auch im Rhein-Main-Gebiet, wo das US-Militär bis auf weiteres den Platz des Frankfurter Golfclubs und den 9-Loch-Platz am Chausseehaus in Wiesbaden für sich beanspruchten. Das Interesse am Golfspiel war bei den US-Soldaten in Wiesbaden so groß, dass der Platz am Chausseehaus schon sehr bald an seine Grenzen stieß. Dementsprechend entschied die US Air Force im Jahr 1955, auf dem bis dahin als Truppenübungsplatz und als Exerzierplatz genutzten Gelände auf dem Rheinblick einen 18-Loch-Platz anlegen zu lassen.

Den Auftrag für das Design des Platzes erteilten die Amerikaner Herbert E. Gärtner. Gärtner wiederum befand sich in einer Arbeitsgemeinschaft mit John Morrison, der jahrelang mit einem der weltbesten britischen Architekten, Harry S. Colt, zusammengearbeitet hatte und in dieser Zeit unter anderem gemeinsam mit Colt die Plätze des Frankfurter Golf Clubs, des Hamburger Golfclub Falkenstein und des Golfclubs Bergisch-Land in Neviges bei Wuppertal angelegt hatte. Gemeinsam entwickelten Gärtner und Morrison am Rheinblick einen exzellenten Golfplatz, der im Jahr 1957 offiziell eröffnet wurde.

Rheinblick Golf Course Opening in 1957
Kaum Bäume: Eröffnung des Rheinblick Golf Course im Jahr 1957. Quelle: Christoph Meister/Deutsches Golf-Archiv

Interessanterweise befanden sich innerhalb des Platzes zum Zeitpunkt der Eröffnung kaum Bäume. Aber aus den 3.500 damals gepflanzten Bäumen hat sich seitdem zwischen den Bahnen ein stattlicher Wald entwickelt. Dies zeigt eindrücklich, wie stark das Baumwachstum auf Golfplätzen sein kann. Zum Glück sind die meisten Korridore auf dem Rheinblick immer noch ausreichend breit, so dass die Bäume einen schönen Rahmen bieten, aber nicht das Spiel oder die Golfplatzpflege beeinträchtigen.

Der Rheinblick Golf Course kann schweißtreibend sein

Luftbild des Rheinblick Golf Course
Aktuelles Luftbild des Rheinblick Golf Course. Quelle: Rheinblick Golf Course

Das Clubhaus des Rheinblick Golf Course liegt an der höchsten Stelle der Anlage und der gesamte Platz liegt unterhalb des Clubhauses. Die Bahnen 1 bis 3 führen den Golfer zunächst kräftig bergab. Von dort aus geht es wieder stetig bergauf zum Grün 9 und Tee 10, die sich wieder in der Clubhausnähe befinden. Auch auf den zweiten 9 Bahnen geht es für den Golfer zunächst stark bergab und dann wieder zurück auf Clubhaushöhe. Der Platz, auf dem auch der Golfclub Rhein-Main zuhause ist, kann im Sommer also durchaus schweißtreibend sein. Aber wenn man über ausreichende Fitness verfügt, bietet er ein wunderbares Erlebnis.

Lassen Sie mich nun auf die Bahn zu sprechen kommen, die aus meiner Sicht nicht nur zu den besten Bahnen auf dem Rheinblick Golf Course zählt, sondern in der ganzen Rhein-Main-Region. Es handelt sich um die Bahn 4. Die Bahn hat viele Merkmale einer exzellenten Golfbahn:

Stärke Nr. 1: Die Bahn ist ein kurzes Par 3

Wenn wir neue Golfplätze entwerfen oder bestehende Golfplätze renovieren, werden wir häufig mit dem Wunsch nach maximaler Platzlänge konfrontiert. In den Augen vieler Clubvorstände und Anlagenbetreiber zeichnet sich ein guter Golfplatz vor allem durch seine Gesamtlänge und die Länge der einzelnen Bahnen aus. Dem ist definitiv nicht so. Natürlich erreichen heutzutage manche Spieler mit dem Driver Längen von bis zu 300 Metern, aber das heißt nicht, dass kurze Löcher nicht sehr interessant sein könnten. Dies gilt insbesondere für Par-3-Bahnen.

Es ist kein Zufall, dass viele der berühmtesten Par 3s der Welt recht kurze Bahnen sind. Die Bahn 12 im Augusta National Golf Golf, dem Zuhause des Masters, ist wahrscheinlich das bekannteste Par 3 der Welt. Sicher verdankt dieses Golfloch seinen Ruf zu einem guten Teil seiner Kürze. Der besondere Reiz dieser Bahn besteht darin, dass die besten Spieler der Welt dort zwar nur ein Wedge oder ein Eisen 9 spielen, aber trotzdem verlassen die Profis die Bahn nicht immer mit einem Birdie oder Par, sondern recht häufig auch mit einem Bogey oder Doppel-Bogey.

Hole 4 Rheinblick Golf Course
Diagonal zur Spielrichtung: Der Bachlauf vor dem vierten Grün. Foto: Arne Bensiek

Auch die Bahn 8 in Royal Troon, Austragungsort der Open 2024, ist ein kurzes Par 3 und weltberühmt. Die Bahn heißt „Postage Stamp“, weil das Grün ausgesprochen klein und von vielen herausfordernden Bunkern gut verteidigt ist. Auch diese Bahn ist für die Profis lediglich ein Schlag mit dem Wedge, aber auch hier liegen Birdie und Bogey nah beieinander.

Jeder gute Golfplatz sollte mindestens ein kurzes Par 3 haben

Kurze Par 3s sind aber nicht nur für Profis und deren Zuschauer spannend, sondern insbesondere für Shorthitter ist ein kurzes Par 3 interessant: Auf einer solchen Bahn kann fast jeder Golfer ein Birdie spielen, wenn ihm der Abschlag gelingt. Jeder gute Golfplatz sollte daher mindestens ein kurzes Par 3 haben.

Übrigens können auch kurze Par 4s sehr interessant sein. Seit vielen Jahren findet im Riviera Country Club ein PGA-Turnier statt, im Jahr 2028 wird dort das olympische Golfturnier ausgetragen. Das mit Abstand berühmteste Loch auf diesem Platz ist die Bahn 10. Die Bahn 10 ist lediglich 290 Meter lang und daher für Profis durchaus mit dem Abschlag zu erreichen. Allerdings hat auch diese Bahn ein interessantes Risk-Reward-Profil: Der Schlag auf das Grün vom Tee ist möglich, aber sehr schwierig. Wenn der Abschlag das Grün verfehlt, kann es auch für Profis schwer werden, das Par zu retten, weil das Grün aus bestimmten Lagen nur sehr schwer anzuspielen ist.

Häufig ist es für die Profis daher besser, den Abschlag an der richtigen Stelle auf dem Fairway zu platzieren. Von dortaus können sie die Fahne angreifen. Auch das Beispiel der 10 in Riviera zeigt, dass kürzere Bahnen häufig interessanter sein können als lange Spielbahnen, und zwar nicht nur für Shorthitter.

Stärke Nr. 2: Die Bahn hat einen interessanten Grünkomplex

Leider haben viele Golfbahnen sehr langweilige Grünkomplexe. Das Grün der 4 auf dem Rheinblick Golf Course ist hingegen hervorragend. In der unten abgebildeten Bahn-Grafik kann man erkennen, warum der Grünkomplex so interessant ist:

Die schönsten Golfbahnen der Rhein-Main-Region
Ein Plan von Bahn 4 des Rheinblick Golf Course. Foto: Golf-Club Rhein-Main/Pfaff Marketing

Das längliche Grün ist gegenüber der Schlagrichtung versetzt. Um das Grün zu treffen, müssen also sowohl die Schlaglänge als auch die Schlagrichtung zueinander passen.

Vor dem Grün verläuft ein Bach, der ebenso wie das Grün diagonal zur Schlagrichtung angeordnet ist. Hinter dem Grün steigt das Gelände deutlich an, so dass ein zu langer Schlag in der Böschung oberhalb des Grüns landet. Der Ball ist dort nicht verloren, aber der Chip zurück auf das Grün ist anspruchsvoll.

Das Grün eine gute Größe, es ist fast 30 Meter lang.

Auch die Grünkonturen sind interessant. Das Grün fällt von hinten links nach vorne rechts.

Insgesamt führt diese Grüngestaltung dazu, dass der Spieler auf dem Tee vor schwierigen Fragen und Abwägungen steht: Wo steht die Fahne heute und welche Implikationen hat das? Wie wäge ich die Gefahren des Bachlaufs vor dem Grün und der Böschung hinter dem Grün ab? Wie wichtig ist es mir, unterhalb der Fahne zu liegen, um zu vermeiden, dass ich bergab putten oder chippen muss? Der Grünkomplex ist so interessant gestaltet, dass ich an jedem Tag neu analysieren muss, für welche Taktik ich mich entscheiden möchte. Und dann muss ich den geplanten Schlag gut ausführen, wenn ich die Bahn erfolgreich absolvieren will. Wie viel schöner ist das als eine Bahn, bei der ich jedes Mal schon vor dem Betreten des Abschlags weiß, mit welchem Schläger ich welchen Abschlag spielen muss?

Stärke Nr. 3: Die Bahn ist wunderbar in die Landschaft eingebettet

Ich liebe Golfarchitektur vor allem auch deshalb, weil sich viele Golfplätze in schönen Landschaften befinden. Und im Idealfall ist nicht nur die Landschaft schön, sondern die Golfbahnen sind auch natürlich in diese Landschaft eingebettet. Zum Glück ist das an der Bahn 4 auf dem Rheinblick Golf Course der Fall. Vom Tee bietet sich ein wunderbarer Blick auf die gesamte Spielbahn, die auf allen Seiten von Bäumen eingerahmt ist. Es fühlt sich so an, als befände man sich in einer Lichtung mitten im Wald. Und der Grünkomplex fügt sich ganz harmonisch in diese Landschaft ein.

Häufig sehe ich Golfbahnen, die wenig Verbindung mit der umgebenden Landschaft haben und bei denen beim Design wenig Wert auf eine natürliche Einbindung gelegt wurde. Zum Beispiel werden Abschläge häufig viel zu hoch oder mit sehr steilen, unnatürlichen Böschungen angelegt. Auch wirken viele Bunker häufig wie Fremdkörper in der Landschaft, weil dem Designer die natürliche Einbindung egal war oder er dafür kein Auge hat. Und nicht zuletzt leiden viele Grüns darunter, dass sie bezüglich Form und Konturen keinerlei Verbindung mit der umgebenden Landschaft haben. Wenn wir Grüns bauen oder renovieren, spielt die Lage im Gelände und die vorhandene Topographie eine ganz entscheidende Rolle. Wir versuchen, ein interessantes Grün mit möglichst geringen Erdbewegungen zu modellieren. Unser Ziel ist dabei, dass selbst ein Experte nach der Fertigstellung des Grüns nicht erkennen kann, an welcher Stelle das Gelände unberührt geblieben ist und in welchen Bereichen wir das Gelände modelliert haben.

Über den Autoren

Hendrik Hilgert
Hendrik Hilgert, Autor der Serie „Die besten Golflöcher in Rhein-Main“. Foto: Privat

Dr. Hendrik Hilgert leitet das Kontinentaleuropa-Geschäft von Clayton, DeVries & Pont (CDP) Golf Architects, eines der weltweit führenden Büros für Golfarchitektur. Der ehemalige Investmentbanker betreut Projekte in Deutschland, Belgien, Schweiz, Frankreich, Spanien, Irland und Dänemark. Außerdem ist er für mehrere Neubauprojekte von CDP in Vietnam verantwortlich. Für Mitte Fairway schreibt Hilgert eine Serie über die besten Golflöcher in der Rhein-Main-Region. Sie erreichen Dr. Hendrik Hilgert unter der E-Mailadresse hendrikhilgert@cdpgolf.com

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